Kein Atommüll durch Hiltrup!

Abgereichertes Uranhexafluorid wird derzeit wieder regelmäßig aus der Urananreicherungsanlage Gronau nach Russland exportiert. Der Transport läuft entlang der Bahnstrecke durch Hiltrup. Nächster Termin: 18. November.

Grüne Hiltrup gegen Urantransporte durch Hiltrup

“Wir kritisieren den Transport radioaktiven und hochgiftigen Uranmülls mitten durch Hiltrup”, erklärt Mirko Hajek, Sprecher der Hiltruper Grünen. Zurzeit rollt regelmäßig Atommüll durch Hiltrup, nach dem letzten Transport am 18. November wird der der nächste Transport wird für Montag, den 9. Dezember 2019 erwartet. Aus der Urananreicherungsanlage Gronau wird abgereichertes Uranhexafluorid, also Reststoffe aus der Produktion von Kernbrennstoffen, von Gronau aus per Bahn über Münster-Hamm in Richtung Ruhrgebiet transportiert, um sie von dort nach Russland zu verschiffen.

“Unfälle mit diesem Gefahrstoff sind aufgrund der extremen Reaktivität nicht nur gefährlich für Anwohner und Umwelt, sondern auch politisch verantwortungslos. Wir verklappen unseren Atommüll in Sibirien, um nicht die Konsequenzen für unser Handeln vor Ort tragen zu müssen. Aus gutem Grund sind solche Transporte daher vor 10 Jahren schon einmal aufgrund von mangelnder Sicherheit und Protesten gestoppt worden. Deutschland hat den Atomausstieg beschlossen. Das heißt auch, die Urananreicherung und derartige Transporte durch Hiltrup bis nach Russland zu beenden. Kernenergie ist ein verantwortungsloses Relikt des 20. Jahrhunderts. Es wird Zeit für eine echte Energiewende”, erläutert Grünen-Sprecher Mirko Hajek.

Die Hiltruper Grünen rufen zur Teilnahme an den Mahnwachen in Münster auf. Am Münster Hbf sowie teilweise auch am Bahnhof Hiltrup finden Mahnwachen statt, um gegen den Uranmülltransport zu demonstrieren. Zur Mittagszeit wird der Transport voraussichtlich den Hiltruper Bahnhof erreichen. Genaue Termine für die Mahnwachen sind auf https://sofa-ms.de/ (Externer Link) einsehbar.

Hintergründe

Die Urananreicherungsanlage in Gronau, betrieben vom britischen Konzern Urenco, reichert das Isotop 235U an, aus dem Kernbrennstoffe für Kernkraftwerke und Atomwaffen hergestellt werden können. Diese Anreicherung erfolgt primär im Gasdiffusionsverfahren unter Verwendung von Uranhexafluorid. Das angereicherte Uranhexafluorid wird weitertransportiert zur Brennelementeherstellung. In Deutschland befindet sich in Lingen die einzige aktive Brennelementefertigungsanlage. Dort wird das Uran zu Brennelementen für Kernkraftwerke weiterverarbeitet.

Beim Prozess der Urananreicherung (wie in Gronau) fallen große Mengen abgereicherten Uranhexafluorids an. Die Radioaktivität dieses Stoffs ist geringer als bei der zur Weiterverarbeitung angereicherten Variante, ist jedoch dennoch stark gesundheitsschädlich, umweltgefährdend und extrem reaktiv mit Wasser. Bei Unglücksfällen kann brennendes Uranhexafluorid daher nicht mit Wasser gelöscht werden, es würde sonst die hochgiftige Flusssäure entstehen. Feuerwehrkräfte müssen spezielle Löschmittel verwenden, die teilweise örtlich nicht verfügbar sind.

Das abgereicherte Uranhexafluorid ist für die Atomwirtschaft in Deutschland nicht mehr nutzbar, eine Aufbereitung ist bei uns nicht zulässig. Obwohl es sich um um eine Art atomaren Abfall handelt und Atommüllexporte aus Deutschland heraus eigentlich verboten sind, betrachten Urenco und die Bundesregierung die Exporte offiziell als “Wertstoffe”, die im Ausland einem vermeintlichen Recycling-Kreislauf zugeführt werden sollen. Hierfür wird das Uranhexafluorid insbesondere auch nach Russland transportiert.

Dort allerdings, so zeigten frühere Transporte, lagerten die Behälter unter freiem Himmel und waren so Umwelteinflüssen ausgesetzt. Aufgrund rostender Behälter und hieraus entstehender Sicherheitsbedenken wurden die Transporte von Uranhexafluorid aus Gronau nach Russland vor rund 10 Jahren gestoppt. Nun werden sie wieder aufgenommen. Bis 2022 sind zahlreiche Transporte geplant. Die Bundesrepublik Deutschland “entsorgt” hierdurch bis zu 12.000 Tonnen des gefährlichen Uranhexafluorids in Sibirien.

Die Initiative Sofortiger Atomausstieg Münster organisiert deshalb regelmäßig Mahnwachen am Hauptbahnhof Münster (meist ab 10:45 Uhr). Unregelmäßig finden auch am Hiltruper Bahnhof Mahnwachen statt. Auch die Drensteinfurter Grünen (Externer Link) organisieren Mahnwachen am Bahnhof Drensteinfurt. Wir rufen alle zur Teilnahme auf!

Und außerdem: Schreibt an die Politik in Kommune, Land und Bund. Schreibt an Urenco. Fordert die Beteiligten auf, diese Transporte zu stoppen. Russland ist keine Müllkippe für deutschen Atommüll!

Zum Weiterlesen

22.10.2019: ZDF – Frontal 21: Wieder Atommülltransporte nach Russland (Externer Link: zdf.de)

23.10.2019: Neue Uranmüll-Exporte nach Russland (Externer link: sofa-ms.de)

13.11.2019: Greenpeace – Atommüll beim Namen nennen (Externer Link: greenpeace.de)

Externer Link: Sofortiger Atomausstieg Münster (SOFA MS)

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