Anklicken, unterschreiben, weiterleiten: Der Hiltruper Wald an der Prinzbrücke ist noch immer in Gefahr. Das Waldstück von der Größe eines Fußballfeldes soll überflüssigen Straßenbaufantasien weichen. Daher sind wir alle gefragt – jetzt aktiv werden!
Einladung zur Waldrettung – Rettet den Wald an der Prinzbrücke!
→ Worum geht es?
→ Wo ist das Problem?
→ Wie ist der aktuelle Sachstand?
→ Was ist die Alternative?
→ Was kann ich tun?
→ Wo kriege ich mehr Informationen?
Worum geht es?
Die alte Prinzbrücke am Dortmund-Ems-Kanal ist baufällig und muss ersetzt werden. CDU und SPD beschlossen vor einigen Jahren, Kfz- und Fahrradverkehr zu trennen. Die beiden Parteien argumentieren mit Gründen der Verkehrssicherheit: Die Prinzbrücke sei ein Haupt-Radweg von Hiltrup-Ost nach Hiltrup-Mitte. Häufig komme es auf der Brücke und der Zufahrt zur Bahnhofs-Unterführung zu gefährlichen Situationen zwischen Radfahrenden und Lkw. Aus Sicherheitsgründen sollten daher künftig nur noch Radfahrer*innen über die neu zu bauende Prinzbrücke fahren. Für Pkw und Lkw müsste demnach eine neue Straße entstehen, die von der Hochbrücke (Osttor) abgeht („Auffahrtsohr“). Das Problem: Hierfür müsste das Waldgebiet zwischen Bahnstrecke und Kanal gerodet werden:
Wo ist das Problem?
Diese Planung ist der falsche Weg: In Zeiten massiver Umweltzerstörung, zunehmender Flächenversiegelungen und in Folge der allgegenwärtigen Herausforderung Klimawandel lässt sich eine Zerstörung dieses Waldstücks nicht mit einem ernst gemeinten Naturschutz vereinbaren.
„Das sind doch nur ein paar Bäume!“
Mitnichten. Für das „Auffahrtsohr“ soll ein Waldstück von fast 8.000 m² Fläche gerodet werden – so groß wie ein ganzes Fußballfeld! Ein alter Eichen-Hainbuchen-Wald mit über 150 Jahre alten Bäumen und ökologisch wertvollen „Habitatbäumen“, die Tieren besondere Lebensräume bieten, soll weichen. Specht, Fledermaus, Eichelhäher, Waldkauz und Wanderfalke – eine solche Artenvielfalt auf lokal begrenztem Raum ist selten und schützenswert! Dieses ökologisch wertvolle Biotop für den Bau einer Straße zu vernichten, wäre fatal.
Nicht nur wir GRÜNE kommen zu diesem Ergebnis: Auch eine öffentliche Waldführung mit dem NABU verdeutlichte, welche ökologische Funktion das Waldgebiet hat und welch überraschender Artenreichtum dort vertreten ist: „Vom Artenreichtum überrascht: Nicht nur für Spechte ein ideales Biotop“ (Westfälische Nachrichten WN vom 31.10.2018, externer Link: wn.de). Unser GRÜNER Bericht zur Waldführung: Waldspaziergang zeigt: Wald an der Prinzbrücke ist ökologisch wertvoll! (28.10.2018).
Auch die Umweltverträglichkeitsuntersuchung und Artenschutzprüfung, die im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens durchgeführt wurde, stellte das Vorkommen geschützter Arten im Waldgebiet fest (→ Wo kriege ich mehr Informationen?).
So ist beispielsweise der dort wohnhafte Mittelspecht durch EU- und Bundesvorschriften gesetzlich streng geschützt. Eingriffe in seine Brut- und Lebensgebiete sind zu so gut wie möglich zu vermeiden. Spechte benötigen in ihren Lebensräumen alte Bäume, die in unseren Wäldern aufgrund intensiver Forstwirtschaft seltener sind als früher. Eine neu anzulegende „Ausgleichsfläche“, die für Baumaßnahmen nötig wäre, könnte in frühestens 100 Jahren eine ähnliche ökologische Funktion wahrnehmen, wie der innerstädtische Wald, der hier von der Abholzung bedroht ist. Die alten Pläne werden dieser ökologischen Bedeutung nicht gerecht.
„Euch Grünen sind Bäume doch wichtiger als Schulkinder!“
Nein! Was wir fordern, ist eine sachliche Debatte. Fakt ist: Die Prinzbrücke ist und war nie ein Unfallschwerpunkt. Eine Auswertung durch die Polizei für den Zeitraum 2014-2018 ergab, dass sich auf der Prinzbrücke (also mindestens >4 Jahre) kein einziger Verkehrsunfall ereignete. CDU und SPD argumentieren lediglich damit, dass dort „irgendwann vielleicht einmal etwas passieren könnte“. Eine solche Argumentation ist für uns nicht belastbar und nicht tauglich, einen Wald aus dem vorletzten Jahrhundert „auf Vorrat“ abzuholen. Das Argument angeblich mangelnder Verkehrssicherheit ist daher unseriös. Ein besseres Sicherheitsgefühl lässt sich auch anders herstellen (→ Was ist die Alternative?).
Welche anderen Absichten vielleicht noch hinter den Plänen von CDU und SPD stecken – und was dies vielleicht mit den SPD-Alternativplänen zum Quartier („Nobelquartier“ und „Marina für Hiltrup“) zu tun hat, wissen wir nicht.
Die Frage, die wir uns stellen müssen:
Die direkten Auswirkungen des trockenen Sommers 2018 erleben wir derzeit unmittelbar. Spätfolgen sind noch nicht abzusehen. Liegt es nicht in unserer Verantwortung, hier die Möglichkeit zu nutzen, NEIN zu sagen? Uns gegen unnötige Umweltzerstörung und weitere Flächenversiegelung zu stellen? Die Zerstörung von Waldflächen bedeutet auch die Zerstörung unserer eigenen Lebensgrundlagen.
Wie ist der aktuelle Sachstand?
Die für den Bau zuständige Behörde, das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Rheine, erklärte im Oktober 2018, von den Planungen des „Auffahrtsohres“ Abstand zu nehmen. Zu groß waren die Bedenken des Umweltschutzes: Der Wald ist zu wertvoll, um ihn zu zerstören. Passende Ausgleichsflächen konnten nicht gefunden werden. Nachdem über 120 Hiltruper Bürgerinnen und Bürger unter Federführung der örtlichen Bürgerinitiative Einwendungen und Protestnoten an das WSA übersandten, herrscht auch dort Einsicht: Nun will auch das WSA Rheine eine Alternative, die ohne „Auffahrtsohr“ auskommt („Nach der neuen Planänderung – Prinzbrücke: Jubel, Sorgen, Vorwürfe“ – Westfälische Nachrichten (WN) vom 26.10.2018 – externer Link).
Doch Stadtverwaltung und die „pro Abholzung“-argumentierenden Parteien halten an ihren Plänen fest: Sie verfolgen weiterhin ihre Straßenbaupläne und nehmen damit in Kauf, den Wald roden zu lassen. So berichten beispielsweise die Westfälischen Nachrichten am 01.12.2018, dass sich lokale CDU-Vertreter weiterhin für das Auffahrtsohr einsetzen und auch (nichtöffentliche) Gespräche zwischen Vertretern der Stadt Münster und der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt durchgeführt werden (WN vom 20.12.2018).
Dabei hat sich die Ausgangssituation geändert: Das Umweltgutachten ist heute veraltet und nicht mehr korrekt. Die Artenschutzprüfung entspricht nicht mehr den aktuellen Gegebenheiten – ein Eingriff in den Wald wäre gravierender, als im 5 Jahre alten Gutachten zunächst prognostiziert. Auch zahlreiche Aspekte, durch die sich die Planungen für das Auffahrtsohr und gegen einen vollwertigen Brückenneubau aussprechen, sind überholt (vgl. unser Musterschreiben an das WSA → Was kann ich tun?). Zudem ist auf der Hochbrücke ein neuer Geh- und Radweg entstanden, der bei den früheren Planungen noch nicht existierte. Dies verändert die Lage zugunsten des Waldes: So sind Radfahrende, die sich auf der Prinzbrücke unsicher fühlen, nicht mehr auf die Prinzbrücke angewiesen. Die Rodung des Waldes erscheint daher noch unsinniger als zuvor! Wir brauchen daher eine neue Bewertung der Ausgangslage und eine neue Planung! Wir müssen aktiv werden, um den Wald und damit unseren Stadtteil dauerhaft zu schützen!
*Update 17.04.2019*
Unsere Petition ist abgeschlossen! Über 1.300 Unterstützer*innen haben unsere Petition gezeichnet. Vielen Dank! Am 17.04.2019 haben wir die Petition an das WSA Rheine übergeben (Link zum Artikel). Als nächstes folgt die Übergabe an die kommunalen Gremien.
*Update 07.05.2019*
Heute haben wir unsere Petition an den Oberbürgermeister der Stadt Münster, Herrn Markus Lewe, überreicht. Er wird die Petition an den Stadtrat und die Bezirksvertretung Hiltrup weiterreichen (Link zum Artikel).
*Update Juni 2019*
Welch Überraschung: Die CDU vollzieht eine Kehrtwende. Sie ist bereit, den Wald zu verschonen und sich unserer Position eines verkehrssicheren Brückenneubaus ohne Rodung von Waldflächen anzuschließen. Die Ratsfraktionen aus CDU und GRÜNEN werden nun gemeinsam nach einem Kompromiss suchen, damit die Stadt Münster in Verhandlung mit der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung treten kann.
*Update November 2019*
Das Prinzbrücke-Verfahren kommt auf die Zielgerade: Die zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung hat für den 13.11.2019 zum Erörterungstermin in die Stadthalle Hiltrup eingeladen. Dort wird nun Stellung bezogen zu den über 100 Einwendungen von Anwohner*innen und Bürger*innen, der Bürgerinitiative „Hiltrup, rette deinen Wald“ sowie der Initiative der Hiltruper Grünen. Vorgestellt werden sollen nun die fertigen Entwürfe des künftigen Prinzbrücke-Neubaus.
Link: Amtliche Bekanntmachung des Erörterungstermins für den 13.11.2019 (externer Link: Generaldirektion Wasserstraßen- und Schifffahrt, pdf-Datei)
Was ist die Alternative?
Wir GRÜNE fordern die „Brücke für alle“: Einen vollständigen Brückenneubau, der die alte Prinzbrücke „1:1“ ersetzt. Die moderne Brücke soll genug Platz für Fußgänger, Radfahrer und Fahrzeuge bieten. Damit sich Radfahrerinnen und Radfahrer sicher fühlen, fordern wir eine durchgängige Fahrradstraße aus Hiltrup-Ost bis über die Prinzbrücke. Radfahrer und Fußgänger bekommen Vorrang. Auch die Bahnunterführung wollen wir aufwerten. Und: Der Wald bleibt erhalten, Fledermaus & Co. behalten ihren Lebensraum.
Zu diesem Ergebnis kommt auch die Planungsbehörde: Bereits in der Umweltverträglichkeitsuntersuchung aus dem Jahre 2013 wurde die sog. Planungsvariante 1 (vollständiger Brückenneubau als Ersatz für die alte, sog. „Brücke für alle“) eindeutig als diejenige benannt, von der mit Abstand die geringsten Auswirkungen auf die Ökologie ausgehen. Abgesehen von der temporären Baustelleneinrichtung sind keine relevanten Auswirkungen auf die Umwelt zu erwarten – insbesondere gibt es keinerlei dauerhafte Eingriffe in Waldbestände.
Auch das Sicherheitsgefühl der Radfahrerinnen und Radfahrer liegt uns am Herzen: Auch wenn die Prinzbrücke objektiv nie unfallträchtig war, verfolgen wir auch hier ein Alternativkonzept: Wir fordern, die Prinzbrücke bis zur Meinenkampstraße (Verbindung zum Osttor) als Fahrradstraße auszuweisen. Hierdurch erhalten Radfahrende Vorrang, Pkw und Lkw müssen besonders vorsichtig fahren. Dies soll auch das Fahrradfahren zwischen Hiltrup-Mitte und -Ost attraktiver machen – denn für die Zukunft brauchen wir nicht nur leistungsstarke Verkehrswege für den motorisierten Verkehr, sondern auch attraktive Alternativen für den umweltfreundlichen Umstieg auf’s Rad.
Was kann ich tun?
- Sprich mit Freunden, Nachbarn und deiner Familie. Mach auf das Problem aufmerksam! Teile in den sozialen Netzwerken.
- Schreib der zuständigen Behörde (Wasser- und Schifffahrtsverwaltung Münster) per Brief oder E-Mail, dass du dich als Bürger gegen die Pläne zur Abholzung des Waldes richtest. Hier gibt es für dich ein Musterschreiben zum Download (pdf-Datei).
- Bezieh Stellung gegenüber den Abgeordneten im Stadtrat und in der Bezirksvertretung per Brief oder E-Mail, dass du den Erhalt des Waldes forderst.
Die Ansprechpartner findest du im Ratsinformationssystem oder direkt hier:
Stadtrat: https://gruenlink.de/1jyv
BV Hiltrup: https://gruenlink.de/1jyu - Geh im bedrohten Wald spazieren und lass die Natur auf dich wirken!
- Unterschreib unsere Petition für den Walderhalt: Openpetition.de: Rettet den Wald an der Prinzbrücke! *update* Petition abgeschlossen. Wir haben am 17.04.2019 über 1.300 Unterschriften zum Erhalt des Waldes an das WSA Rheine übergeben.
Wo kriege ich mehr Informationen?
→ WSA-Rheine: Bauvorhaben Prinz-Brücke Nr. 66 in Münster-Hiltrup (externer Link)
→ WSA-Rheine: Planfeststellungsunterlagen und Umweltverträglichkeitsprüfung (externer Link)
→ Westfälische Nachrichten (WN): Berichterstattung „Prinzbrücke“ (Suchbegriff) (externer Link)
GRÜNE Beiträge (Auswahl):
→ Waldspaziergang zeigt: Wald an der Prinzbrücke ist ökologisch wertvoll (28.10.2018)
→ Prinzbrücke: Proteste gegen Baumfällungen zeigen Wirkung (13.10.2018)
→ Prinzbrücke: Grüne weiterhin für eine Brücke für alle und den Walderhalt (21.07.2016)